Die Bronzefabrikanten Werner & Mieth bzw. Werner und Neffen. Kronleuchter und Bronzen im Zeitalter Schinkels


Kronleuchter mit "Palmen", Werner und Mieth, Berlin um 1810, Kunsthandel Frank C. Möller Fine Arts Hamburg

Kronleuchter mit “Palmen”, Werner und Mieth, Berlin um 1810, Kunsthandel Frank C. Möller Fine Arts Hamburg

Dissertationsprojekt: Birgit Kropmanns, FU Berlin

Gern möchte ich die Möglichkeit nutzen, mein Dissertationsprojekt auf dieser Plattform vorzustellen.

Beim Quellenstudium zu meiner Magisterarbeit über Karl Friedrich Schinkel und das Berliner Handwerk vor einigen Jahren erregten die Namen Werner & Mieth bzw. Werner und Neffen meine Neugier und seit dem ersten Anblick eines Kronleuchters aus dieser Werkstatt, haben diese Bronzefabrikanten meine volle Aufmerksamkeit.  Es entstand der Wunsch, die Diskrepanz zwischen den in der kunsthistorischen Forschung oft stiefmütterlich behandelten Kronleuchtern und Bronzen aus dieser Fabrik und dem Wissen um deren Qualität und Bedeutung zu schließen.

Die Werner´sche Fabrik, gegründet 1792, war über mehr als vier Jahrzehnte hinweg der bedeutendste Berliner Hersteller von kunsthandwerklichen Bronzewaren wie Kronleuchtern, Tafelaufsätzen, Kandelabern u.ä.. Große Berühmtheit erzielten die Entrepreneurs der Fabrik anfangs durch individuelle Anfertigungen für berühmte Auftraggeber, u.a. wurden Kronleuchter für die Gräfin von der Marck, das Kronprinzliche Palais und die Winterkammern König Friedrich Wilhelms II. in Schloss Charlottenburg gefertigt. Später trat die Firma vor allem durch die hervorragenden Umsetzungen Schinkelscher Entwürfe für deutsche und internationale Fürstenhöfe hervor. Werner & Mieth/Werner und Neffen unterhielten Warenlager in Berlin, Hamburg, Leipzig, Breslau und London, lieferten aber z.B. auch nach St. Petersburg.

Die Dissertation beginnt mit einem monografischen Abriss der Firmengeschichte, der die weit ins 18. Jahrhundert greifende Firmengründung und -geschichte von Werner & Mieth in der zünftig geprägten Gewerbeverfassung vor 1810 ebenso einschließt, wie die Betriebsgeschichte der Nachfolgefirma Werner und Neffen ab 1819, welche unter dem Einfluss Karl Friedrich Schinkels zu betrachten ist. Dabei spielen kunst- und kulturgeschichtliche Aspekte ebenso eine Rolle, wie die der Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte. Die rekonstruierende Darstellung wird im Ergebnis über eine reine Firmengeschichte hinaus die inneren Strukturen eines privaten Industrieunternehmens der Schinkelzeit vorführen. Hierbei erhellt der Vergleich mit anderen Werkstätten, Fabriken und Unternehmen den Status als monopolistisch abgesicherten Marktführer.

Den durch politische und wirtschaftliche Verwerfungen geprägten Kontext der Zeit fest im Blick widmet sich die Arbeit in einem weiteren Schritt den Objekten selbst. Durch eine detaillierte stilistische Analyse auf Grundlage von erhaltenen und verschollenen Stücken, historischen Aufnahmen und Werkzeichnungen gepaart mit intensivem Quellenstudium und, soweit möglich, restauratorischen Untersuchungen wird ein Werkstattprofil erstellt mit dem Ziel, eine Designgeschichte der Werner`schen Kronleuchter zu erarbeiten. Es wäre denkbar, die Hinterlassenschaften der Bronzefabrik katalogmäßig zu erfassen, um eine Grundlage für künftige Forschungen zu ermöglichen.

Exemplarisch werden einige Stücke nach ihren Daseinsumständen befragt und ihre Funktionen erläutert. Jenseits der rein praktischen Funktion, den Raum mit Licht zu füllen, besaßen und besitzen Kronleuchter eine Funktion des Repräsentierens. Sie wurden meist für jeden Raum passend angeschafft und spiegeln oft ein ikonografisches Programm. Als Bestandteil des Raumkonzeptes – ja Bekrönung des Raumganzen – geben Kronleuchter explizit im Klassizismus Auskunft über Anspruch und Bildungsstand des Auftraggebers. Sie können als Spiegel des Zeitgeistes begriffen werden.

Eine weitere Ebene der Untersuchung widmet sich der Zusammenarbeit der Werner`schen Fabrik mit Karl Friedrich Schinkel. Zitiert man Schinkel, hatte er vor allem in Carl Friedrich Werner, dem neuen Eigner des Unternehmens ab 1819 einen Partner gefunden, welcher in der Lage war, einige seiner längst gehegten Lieblings:Ideen[1] umsetzen zu können. Lieblingsideen, welche nur durch die Symbiose aus genialem Architektenentwurf und kunsthandwerklicher Spitzenleistung (Präzision des Gusses, einzigartige feine Ziselierung, Vortrefflichkeit der Vergoldung etc.) entstehen konnten.

Generell wird sich den Fragen genähert, wie sich Schinkels Einfluss auf das Berliner Handwerk im allgemeinen erklären lässt und wie er seine Gestaltungsvorstellungen auf die einzelnen Gewerbe übertrug. Am Beispiel Werner und Neffen beschreibt die Analyse des Entstehungsprozesses den Weg eines Objektes vom Auftrag über Entwürfe und Werkzeichnungen, Verhandlungen, Gespräche und Kontrakte zum fertigen Produkt und  wie es verpackt, transportiert, aufgehängt und bewahrt wurde. Der Vergleich mit weiteren Berliner Handwerksbetrieben und Unternehmen lässt ein zeittypisches System zur Übertragung Schinkels entwurfskünstlerischer Ideen entstehen.

In der kunstgeschichtlichen Forschung und auch in der Möbelkunstgeschichte sind fundierte wissenschaftliche Arbeiten zu Beleuchtungskörpern traditionell selten.  Allein die hervorragenden Forschungen von Frau Dr. Käthe Klappenbach[2] weisen mir den Weg bis 1810. Einen Weg, der trotz intensiver und zeitaufwändiger Quellenrecherche noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, da Reisen ins In- und Ausland, zu verschiedenen Archiven und Museen anstehen und eine Finanzierungs- und Publikationsmöglichkeit gefunden werden muss.

Über Anregungen, Informationen und einen regen Austausch mit Wissenschaftlern, Kollegen, Restauratoren und Interessierten freue ich mich sehr.

Ihre

Birgit Kropmanns

Mail: b.kropmanns(at)yahoo.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


[1] SMB PK ZA Schinkel IV, Briefe, MF 21, Bl. 0244.

[2] Käthe Klappenbach, Kronleuchter mit Behang aus Bergkristall und Glas sowie Glasarmkronleuchter bis 1810, Berlin 2001.

 

 


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