Artefakt und Naturwunder – Das Leuchterweibchen der Sammlung Ludwig


Artefakt und Naturwunder - Das Leuchterweibchen der Sammlung Ludwig

Artefakt und Naturwunder – Das Leuchterweibchen der Sammlung Ludwig

Ausgehend von dem Leuchterweibchen im Suermondt-Ludwig-Museum Aachen, das aus der Sammlung Ludwig stammt, ist in dieser Publikation erstmals der Objektgattung der Geweihleuchter eine umfassende Untersuchung gewidmet. Diese aus der Kombination von Holzfigur mit Wappenschild und Geweih bestehenden Leuchter kommen im frühen 14. Jahrhundert auf, erleben im frühen 16. Jahrhundert eine Hochblüte und sind bis zum Barock sehr beliebt. Sie waren ehemals in Kirchenräumen, Rathäusern, Palästen und Burgen, aber auch in Wohnhäusern vorhanden.

Die Ikonographie der Holzfiguren umfasst sakrale Themen, wie Christus, Maria mit dem Kind oder verschiedene Heilige, und profane Motive, wie bürgerliche Gestalten – vornehmlich als weibliche Büste oder Halbfigur -, wilde Männer oder auch Fabeltiere. Sind zwar in Kirchenräumen die sakralen Bildwerke vorherrschend, so bedeutet dies jedoch keineswegs, dass im profanen Kontext auch die profanen Motive dominieren würden. Gerade in Rathäusern lässt sich mehrfach eine christliche Thematik nachweisen. Der Jagdtrophäe, dem Geweih oder Gehörn, ist neben seiner apotropäischen Wirkung eine auf Christus verweisende Symbolik eigen. Typologisch haben die Geweihleuchter ihren Ursprung in der Heraldik.

Büste, Geweih und Wappenschild erweisen sich als dreidimensionale Ausprägung des sich im 13. Jahrhundert herausbildenden Vollwappens. Die ursprüngliche Wertschätzung der Geweihleuchter zeigt sich auch darin, dass bedeutende Bildschnitzer, wie Tilman Riemenschneider, Veit Stoss, Jörg Lederer u. a., die Skulpturen geschaffen, bekannte Maler wie Meister Bertram und Hieronymus Bosch die Polychromie, die teils auch die Geweihe einbezog, vorgenommen haben.

Heute ist die ursprüngliche Bedeutung der Geweihleuchter kaum noch bekannt. Oftmals wurden die Geweihe von den Holzfiguren abgenommen und die auf diese Weise fragmentierten Stücke dann in die Depots der Museen verbannt.

Das angezeigte Buch entstand mit dem Ziel, die einstige Bedeutung dieser Objektgattung in allen ihren Facetten nachzuzeichnen. Form und Ikonographie, Technologie, Entstehungsbedingungen, Raum- und Funktionskontexte wurden recherchiert und darüber hinaus alle derzeit bekannten Geweihleuchter aufgelistet. Über weitere Hinweise würde sich das Autorenteam aus dem Suermondt-Ludwig-Museum freuen.


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